Kommunistischer Jugendverband (KJV)

Jugendliche ArbeiterInnen aller Länder, vereinigt Euch und kämpft gemeinsam!

Großbritannien: Rebellion war, ist und wird immer gerechtfertigt sein!

Posted by rkjv - August 15, 2011

Seit Beginn der Revolten in Teilen Großbritanniens bekommen wir Tag für Tag neue Berichterstattungen von bürgerlichen Medien präsentiert wie „Krawallmacher zerstören in ihrer blinden Wut alles und plündern hemmungslos“, es ginge um „Spaß am blanken Chaos“ und man müsse alles daran setzen um wieder „(bürgerliche) Ordnung“ herzustellen, in den Teilen, in denen die Revolten überhand nehmen usw.

Nun sitzt man hier, liest den bürgerlichen Dreck und fragt sich was geht dort ab? Was ist dort eigentlich los? Warum erheben sich hunderte proletarische Jugendliche und ArbeiterInnen und „plündern“ Geschäfte, zünden Autos an und greifen Polizeistationen an? 

In jenen Teilen, in der die ArbeiterInnenjugend rebelliert wie Totteneham, Peckham, Lewisham, in Bezirken von Birmingham, Nottingham usw. spitzen sich die Klassenwidersprüche zwischen der ArbeiterInnenklasse und Kapitalistenklasse zu. Die unversöhnlichen Klasseninteressen, treten immer klarer zum Vorschein.

Die „Einsparungsmaßnahmen“, die die bürgerlichen Politiker für die Profite der Kapitalisten trafen, zeigen allmählich ihre Wirkung. Das heißt: vor allem wir junge ArbeiterInnen bekommen die grässliche Fratze des Kapitalismus tagtäglich zu sehen indem wir z.B. Bewerbungen schreiben, wir aber keine Antwort bekommen. Dann werden wir immer wieder zum AMS geschickt und die jeweilige Betreuungsperson versucht einem die ganze Zeit irgendwelche Jobs anzudrehen, die einen weder interessieren und noch dazu viel zu wenig Kohle bringen um davon leben zu können. Stehen wir jedoch schon in einem Betrieb, ist die Angst vor dem Verlust des Jobs so groß, dass wir uns nur allzu oft zu Dingen zwingen lassen die nur den Chefs dienen. Das ist auch die Situation eines Teils der rebellierenden Jugendlichen in den Städten Großbritanniens. Ein anderer Teil hat nichtmal solche Jobs, sondern ist auf Perspektive arbeitslos – jeglicher positiven Aussicht beraubt.

Man sich einmal vor Augen führen, dass in diesen Vierteln, in denen große Teile der ArbeiterInnenklasse (und dazu gehören auch die Arbeitslosen!) kämpfen, auf jeden Verwaltungsbereich 54 jugendliche Arbeitslose kommen, die Arbeitslosenrate schwarzer Jugendlicher beträgt über 50%. Die Perspektivlosigkeit jungen ArbeiterInnen auf ein Leben, in dem sie wenigstens in der Lage sind eigenständig halbwegs über die Runden zu kommen, gepaart mit der massiven Repression durch die Polizei und Behörden (und das alles noch verstärkt gegen Arbeiterkinder mit Migrationshintergrund) sind einige der Quellen dieser Arbeiterjugendbewegung.

Der Mord an dem 29-jährigen Familienvater und politisch-sozialen Aktivisten Mark Duggan durch einen Polizisten, brachte das Fass zum überlaufen. Während wir jungen ArbeiterInnen in der derzeitigen Situation keine Aussicht auf eine Zukunft in unserem Klasseninteresse haben, während die Kapitalistenklasse immer mehr Profit aus uns herausquetscht durch Aushöhlung des „Sozial“systems, durch Beschneidungender unserer demokratischen und sozialen Rechte, durch sogenannte Sparpakete (= Belastungspakete). Es ist für uns ArbeiterInnen eine enorme Belastung, jeden Cent immer 10x umdrehen zu müssen damit man es schafft, diesen Monat alle anfallenden Kosten zu decken – auch wenn wir von zuhause noch nicht ausgezogen sind, denn viele von uns kennen das von klein auf nicht anders, immer hieß es, und heißt es heut noch, wir müssen sparen!

Sparen für wen? Für uns? Doch wo ist das ganze Ersparte hinverschwunden? In den Rachen der Kapitalisten und ihres Staates, der die Interessen zur Sicherung und Erhöhung der Profite unserer Chefs dient, unter deren Bedingungen (z.B.: niedriger Lohn, schlechte Arbeitsbedingungen wie z.B.: Überstundenzwang, keine Pausen usw.) unsere Arbeitskraft zu verkaufen, damit wir uns ne Wohnung, Kleidung usw. leisten können und selbst viele von uns können sich nicht einmal das leisten, durch den geringen Lehrlingslohn, den wir bekommen.

Viele der jungen ArbeiterInnen aus Tottenham, Manchester usw. haben nicht einmal die Aussicht auf einen miserablen Lehrlingslohn. Einige Untersuchungen sprechen sogar davon, dass die Stadtteile in denen die Rebellionen ausgebrochen sind, von den Belastungspaketen am wenigsten beeinflusst werden, denn in ihnen ist die Lage schon so schlecht, ist schon in der Vergangenheit so viel weggekürzt worden, dass es für die Reichen schlichtweg beinahe nichts mehr zu holen gibt! Die derzeitige Situation nährt sich also einerseits aus der berechtigten Zukunftsangst und dem Zorn über den weiteren Abbau sozialer „Leistungen“, andererseits aber auch aus der Wut jener, die im wahrsten Sinne des Wortes nichts mehr zu verlieren haben außer Elend.

Die Repression der Polizei gegenüber jugendlichen ArbeiterInnen mit Migrationshintergrund hat in Großbritannien zwar eine besonders starke Tradition, hat sich aber gerade in den letzten Jahren noch stark verschärft. Das Ganze führte auch zur Ermordung von Mark Duggan. Da brach die Wut und Frustration nicht nur über die wirtschaftlich-soziale Lage, sondern auch über die gewaltsame, rassistische Unterdrückung durch den kapitalistischen Staat aus, denn seine Ermordung ist ein Angriff auf sie alle, auf sie als Klasse! Duggan kannte viele Leute aus seinem Arbeiterviertel in dem er lebte, umso mehr schockierte es diejenigen die ihm kannten als sie die Hintergründe zur seinem Tod führten erfuhren. Von den meisten bürgerlichen Medien wurde berichtet, Mark Duggan sei während eines Schusswechsels getötet worden – so der Kanon. Doch die (ebenfalls bürgerliche) britische Zeitung „Evening Standard“ dokumentierte am 5.08.2011einen Augenzeugenbericht der das Gegenteil sagt: „Drei oder Vier Polizisten haben beide Männer auf den Boden gedrückt und ihnen die geladene Waffe vorgehalten. Es waren große Waffen, dann hörte ich vier Schüsse. Die Polizei erschoss ihn (Duggan – Anm.d.Übers.) als er am Boden lag.“ Doch es ist nicht verwunderlich, dass die Polizei beteuerte, er sei während eines Schusswechsel umgekommen – als Beweis hätte man eine Kugel im Polizeiauto, die angeblich von Mark Duggan abgeschossen wurde, doch es stellte sich heraus das dies eine Kugel von einer Polizeiwaffe ist, der Mörder Duggans ist frei.

Mark Duggans Hinrichtung durch die staatliche Gewalt ist kaltblütiger, feiger Mord – Rebellion gegen diese herrschenden Zustände, in denen man keine Perspektive auf einen Job hat, in der man zum Freiwild deklariert wird, das „frei zum Abschuss“ gegeben wird, in der man nichts zu verlieren hat, weil man eben nichts hat, außer die Ketten der bürgerlichen Ordnung ist gerechtfertigt!

Die Bewegung begann spontan in dem sich der jahrzehntelange Frust über die Aussichtslosigkeit gegenüber einer Perspektive in ihrem Klasseninteresse, die ihnen die bürgerliche Ordnung nicht bieten kann, weil ihre Klasseninteressen unseren entgegengesetzt, entlud. Ihr Ziel ist es ihren Profit zur maximieren indem sie uns als Arbeitskraft ausquetschen und diese bürgerliche Herrschaftsordnung wollen sie wenn nötig mit Gewalt wie wir am Beispiel GB sehen aufrechterhalten. Unser Klasseninteresse ist es eine Gesellschaft nach unseren Bedürfnissen gestalten, in der wir die Gestalter selbst sind, da wir selbst am besten wissen was unsere Interessen und Bedürfnisse sind, denn wir brauchen keine Stellvertreter, die uns ihre Bedürfnisse als die unsrigen verkaufen ( z.B.: vorherrschende Politiker, Gewerkschaftsführung usw.)!

Die Jugendlichen in Tottenham, Lewisham, Teilen Nottinghams, usw. haben die Schnauze voll von vermeintlichen Stellvertretern und „Beschützern“, die einen Kollegen von ihnen auf dem Gewissen haben.

Mit der explodierenden Wut, der Entladung jahrelangen Zorns ging und geht Zerstörung einher – also beispielsweise Autos von anderen ArbeiterInnen die in Flammen aufgehen, oder Plünderungen von Geschäften. Dazu muss man sagen, dass erstens eine Rebellion kein feines Abendessen, Prosecco-trinken oder Ähnliches ist. Es handelt sich um eine spontane Entladung von berechtigtem Zorn, der jedoch mit Gewalt begegnet wird und deren schlussendlicher Auslöser auch staatliche Gewalt war. Es ist ein Akt der berechtigten Gewalt der Unterdrückten, es ist klar dass dabei Dinge zu Bruch gehen, weshalb es auch keine Hauptfrage in der Einschätzung dieser Rebellion sein kann. Gleichzeitig ist aber festzustellen, dass es – anders als in den kapitalistischen Medien dargestellt – kaum zu Plünderungen kleiner Geschäfte (wie z.B. die unzähligen indischen Minimarktsupermärkte die man in diesen Vierteln vorfindet) kam, sondern sich solche Aktionen im Wesentlichen gegen große Ketten und Nobeleinkaufshäuser richteten. Es wird von den RebellInnen Londons also durchwegs erkannt, wer der Feind ist und wo was zu holen ist. Wir meinen, dass es gerechtfertigt ist, wenn milliardenschwere Kaufhäuser in Selbstbedienungsläden der Massen umfunktioniert werden, denn das trifft die Kapitalisten. Wir meinen auch, dass bei solchen Angriffen (wie es Plünderungen nun mal sind) eine Unterscheidung getroffen werden muss zwischen z.B. kleinen Läden und Konzernen – eine Plünderung also nicht zwangsläufig gleich einer anderen Plünderung ist!

Große Teile der Arbeiterjugend in vielen Städten Großbritanniens wollen sich nicht länger die Interessen der herrschenden Klasse diktierten lassen und das äußert sich in Rebellion gegen die herrschende Ordnung. Das ist richtig und unbedingt zu unterstützen, weshalb wir uns klar auf einer Seite mit den RebellInnen sehen. Indem wir gemeinsam, zielgerichtet und organisiert für unsere Klasseninteressen als junge ArbeiterInnen kämpfen, uns eine Organisation aufbauen die nicht nur Teil der ArbeiterInnenklasse, sondern auch entschiedenster und vorwärtstreibender Teil solcher Rebellionen sein kann, können wir unsere Kampfkraft vervielfachen und vorangehen, können wir konsequent gegen den Kapitalismus kämpfen!

Rebellion war, ist und wird immer gerechtfertigt sein!

Hoch die internationale Solidarität!

 

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